Ein Garten für Kinder

Grundsätzliches

Ein wichtiger Aspekt unserer Planungen ist, Kinderspielbereiche so in den Garten zu integrieren, dass Sie von hohem Spielwert sind, optisch die Gesamtgestaltung nicht beeinträchtigen, aber trotzdem die Aufenthalts- und Ruhebereiche der Erwachsenen nicht stören.
Naturstoffe halten hier eine Vielzahl von Möglichkeiten bereit.
Mit ein bisschen Fantasie und fast umsonst, erhält man individuelle Spielwelten, die nicht “von der Stange” sind.

Der Weg ist das Ziel

Die kindliche Entwicklung mit ihren Bedürfnissen ist ständigem Wandel unterworfen. Kinder finden erst an ihren Grenzen das Neue, das Veränderbare und letztlich sich selbst. In Erlebnisspielräumen müssen eigene Veränderungen und natürliche Veränderungsabläufe erlebt werden können. Deshalb darf ein Spielraum niemals ein fertig gestaltetes Endprodukt sein. Planungen sind für mögliche Veränderungen offen zu halten.

 

Zauberin Weide

Die Weide ist die große Zauberin unter den Bäumen und Sträuchern. In über dreihundert Arten schlüpft sie in tausend Gestalten: Als langmähnige Trauerweide fächelt sie heiße Sommerluft. Als dralle Drachenweide wedelt sie mit ihren schuppigen Schwänzen im Herbstwind. Als erd- und feuerfarbene Flechtweide wärmt sie im Winter die Blicke der Menschen und versichert ihnen, daß die Sonne wieder erscheinen wird. Als goldene Samtkugel ruft sie in der Salweide im Frühling die Sonne zur Erde zurück.
Die Weide fasziniert als Verwandlungs-Künstlerin und als Lebens-Künstlerin zugleich. Sie liebt das Wasser, doch auch an trockenen Hängen, in Ritzen betonierter Höfe, an Wegrändern und Wiesensäumen siedelt sie sich an, nicht selten als Pionier in ausgebeuteten Böden.

Schon vor langer Zeit flochten Weidenbäume und -sträucher an vielen Stellen ihre Zweige in die menschliche Lebenswelt: In die Lehmflechtwände der Siedlungen, in die Flechtzäune des mittelalterlichen Gartens, in die Körbe und Möbelstücke des Haushalts, in den Tee, der Kopfschmerzen linderte.
Die Weide als Lebens- und Verwandlungskünstlerin führt Kinder - und Erwachsene - in die Wunder und Geheimnisse der Natur ein. Wie keine andere Pflanze lädt sie zum schöpferischen Umgang mit der belebten Natur ein. Im Weidenland ist das Gärtnern, d.h. der be-sorgende und hegende Umgang mit der Mutter Erde, ein Kinder-Spiel. Die Weide als ein Zauber-Kind der Großen Erdmutter lockt die Menschenkinder, mit ihr im Zauber-Garten Erde zu spielen.

Quelle: Landeszentrale für Umweltaufklärung Rheinland-Pfalz, “Natur-Spiel-Räume für Kinder”

 

Bauanleitung Weidenhaus  

Folgende Werkzeuge sollten vorhanden sein:

-Arbeitshandschuhe und Rebschere für alle Beteiligten
-Astschere für dickere Äste
- Äxte und Baumsägen zum Entasten
- Brechstangen zum Bohren der Setzlöcher
- Eimer für Sand und Steine
-Spaten und Schaufel für Pflanzgräben
- Scheren für die Schnüre
-Wasserschlauch

Als Schnürmaterial hat sich Pressgarn bewährt, das vorwiegend in der Landwirtschaft zum Binden von Strohballen eingesetzt wird. Da es im Verhältnis zu anderen Schnurmaterialien nur sehr langsam verwittert und reißfest ist, gibt es die notwendige Sicherheit. Aus ästhetischen Gründen ist schwarzes Schnurmaterial vorzuziehen.


Arbeitsschritte für Kuppelbauten

1. Schritt:
Zuerst wird das Material gesichtet und ausgeschnitten. Zur Verarbeitung benötigt man vorzugsweise Stangenmaterial, so dass die Blätter und Äste entfernt werden müssen.

Tip:
Um ein zügiges Weiterverarbeiten zu ermöglichen, empfielt es sich, die Stöcke nach Länge und Stärke zu sortieren. Das Lagern sollte möglichst so geschehen, dass sie im weiteren Arbeitsverlauf nicht im Wege liegen. Schnittabfälle sollten rechtszeitig entsorgt werden.

2. Schritt:
Mit einem Stock und einer Schnur wird ein Zirkel selbst hergestellt. damit ist der Durchmesser des Bauwerkes zu ermitteln und mit Sand anzuzeichnen. Die Richtung des Eingangsbereiches und eventuell einzubauende Fenster werden festgelegt.

Tip:
Die meisten Bautrupps bauen zu große Bauwerke. Die Kinder sollten Maßstab sein.

3. Schritt:
In gleichgroßen Abständen werden Löcher gebohrt, die eine Tiefe von ca. 50 - 60 cm haben sollten. Drei bis vier Meter lange, angespitzte Haselnußstecken, die möglichst gerade gewachsen sind, werden hineingesteckt. Von den Kindern gesammelte Kiesel werden um die Stecken herum festgeklopft und geben den Stöcken Halt.

Tip:
Wackeln die Stöcke zu stark, müssen zusätzlich noch Pflöcke eingebracht werden.

4. Schritt:
Jetzt werden die Stangen gebogen. Die Elastizität und Biegsamkeit der Haselnuß wird spürbar. Viele Hände sind jetzt gefragt, um die hohe Spannung der gebogenen Stöcke auszuhalten. Immer die jeweils gegenüberliegenden Stöcke werden miteinander verschnürt, bis das Rohgerüst fertig ist.

Vorsicht:
Da die Spannung der Stöcke enorm ist, sollten Erwachsene diesen Arbeitsschritt schwerpunktmäßig ausführen.

5. Schritt:
Das Rohgerüst wird nun durch horizontale Stangen verstärkt, die von außen im Abstand von ca. 20 cm an die senkrechten Stützen angebracht werden. Dabei hat sich das Vorbiegen der Stangen bewährt.

Tip:
Es sollte am Eingangspfosten begonnen und daran gedacht werden, dass der Eingang und die Fenster nicht zugebaut werden.

6. Schritt:
Der Eingangsbereich sollte aufgrund seiner starken Beanspruchung besonders stabil gebaut werden.

Bis zu diesem Arbeitsschritt verwenden wir Haselnuß, welche nicht austreibt und wurzelt.
Diese Konstruktion dient ausschließlich als Träger- und und stabile Grundform, um den Kindern einen sofortiges Spielen zu ermöglichen.

7. Schritt:
Ca. 2m lange Weiden werden als Stecklinge senkrecht eingebracht. Dabei ist darauf zu achten, dass die vorgebohrten Löcher mindestens 50 cm tief sein sollten. Da die Weide möglichst keine Beschädigungen haben darf, sollte nicht geflochten werden. Die Weide wird am Grundgerüst punktuell verschnürt, damit keine vorstehenden Äste verletzen können.

8. Schritt
Alles, was später austreiben soll, benötigt ausreichenden Erdkontakt. Um dies bei der Weide zu erreichen, müssen die vorgebohrten Pflanzlöcher mit Erde oder mit Sand aufgefüllt werden, dass keine Hohlräume mehr vorhanden sind. Nach Beendigung der gesamten Bauarbeiten sollten zudem die Pflanzbereiche gut eingeschlämmt werden.
Zusätzlich können 20 - 30 cm lange Weidenstecklinge in die Zwischenräume gepflanzt werden, um einen dichteren Bewuchs zu erreichen.

9. Schritt::
Damit dieser Kuppelbau von den Kindern gleich bespielt werden kann und nicht als Klettergerüst umfunktioniert wird, sollten zumindest die unteren Sitzbereiche mit dünnen Weidenruten dicht zugeflochten werden.Dieser Sichtschutz unterstützt konzentrierte und vielseitige Spielvarianten.Bei diesen Flechtarbeiten sind Ausdauer und Kreativität gefragt und der Vielfalt und Exsessivität keine Grenzen gesetzt.Wer schnellere Lösungen vorzieht, sollte Tücher, Decken oder Planen zur Verfügung stellen.

10. Schritt:
Jetzt stehen Detailarbeiten an. Der Eingangsbereich wird durch einen kleinen Vorbau schleusenartig angelegt, um Konflikten beim Raus- und Reingehen vorzubeugen und mehr Ruhe beim Spielen zu ermöglichen. Da der Eingangsbereich stark frequentiert wird, sollte auf eine gute Befestigung geachtet werden. Die Fenster werden durch individuelle Flechtarbeiten hervorgehoben.

Tip:
Gerade im Eingangs- und Fensterbereich sollten keine Äste abstehen. Hier hat es sich bewährt, die Biegsamkeit der Weide auszunutzen und gefärdete Stellen rundherum zu flechten.

11. Schritt:
Vielfältige Nutzungsmöglichkeiten ermöglichen selbstbestimmtes und kreatives Spielen. Denken Sie deshalb an Geheimausgängen und an Schlupflöcher, durch die den Kindern kein Großer mehr folgen kann.
Als Bodenbelag innerhalb der Kuppelbauten kann später Rindenmulch oder Stroh eingebracht werden. Dies erscheint nur notwendig, wenn die vorhandene Erde zu verdichtet oder zu feucht ist.

12. Schritt:
Einen besonders schönen und auch eigenwilligen Charakter bekommen diese Bauwerke durch die Gestaltung des Daches. Mit Ried, gebundenen Reisig von Birken, Schnittabfällen oder durch das Einflechten von Rindenstücken wird das Dach markiert.
Erst hierdurch wird der Kuppelbau zur Behausung.

Udo Lange / Thomas Stadelmann, Spiel-Platz ist überall Verlag Herder, Freiburg, 3. Auflage 1998                                                                                            

Die Faszination des Feuers     

Ebenso faszinierend wie das Spiel mit Wasser ist der Umgang mit Feuer. Ob alt oder jung, jeder verbindet mit Feuer ganz besondere Erlebnisse. Wer erinnert sich nicht an die Laternenumzüge zum St. Martinsfest, an ein Indianerlagerfeuer oder an die Kartoffeln in der Glut? Eine brennende Kerze, lodernde Flammen, knisterndes Lagerfeuer - all dies bedeutet mehr als nur Wärme und Helligkeit. Feuer vermittelt eine Atmosphäre von Gemütlichkeit und Geborgenheit, aber auch von Abenteuer und Naturerfahrung.
Feuer fasziniert schon als Kleinkind, nicht nur wegen des Licht- und Schattenspiels der Flammen. Es ist das Spiel mit Angst und Gefahr: Wie weit kann ich mich an die Feuerstelle heranwagen, bis es mir zu heiß wird oder die Augen wegen des Qualms tränen.?
Feuer kann sehr gefährlich sein. Das zeigen die Statistiken von Polizei und Versicherungen. Etwa jede dritte fahrlässige Brandstiftung wird von Kindern, schon ab drei Jahren , oder von Jugendlichen verursacht. Kindern aus diesen Gründen den Umgang mit Feuer zu verbieten, ist jedoch nicht sinnvoll. Die Faszination des Feuers verleitet sie nämlich dazu, sich heimlich über Verbote hinwegzusetzen. Das Vorenthalten von Erfahrungen mit Feuer erhöht die Gefahr eher noch. Es kann zu panischen Reaktionen wie zum Beispiel das Wegwerfen eines brennenden Streichholzes führen.
Ziel der Erziehung sollte der Abbau von Angst durch das Erlernen der Fertigkeit im richtigen und sorgfältigen Umgang mit Feuer sein.
Nicht nur Pädagogen, sondern auch Fachleute aus dem Bereich der Brandschutzerziehung fordern eine Auseinandersetzung mit dem Element Feuer. Die Lernerfahrungen müssen allerdings unter Aufsicht gemacht werden, zum Beispiel in Kindergärten und in Schulen. Aber auch hier ist Vorsicht geboten. So müssen Feuerstellen und Grillmulden seitlich begrenzt werden. Die Asche muß grundsätzlich abgelöscht werden.
Werden die Vorsichtsmaßnahmen eingehalten, so bilden Feuerstellen eine wichtige Voraussetzung, Kinder zum sicheren und verantwortungsbewußtem Umgang mit Feuer zu erziehen.

Bauanleitung Lehmofen

Was benötige ich an Materialien:

  •  500 kg Lehm eventuell Sand
  •  ein Ballen Stroh
  •  ein Bündel Weidenruten (1-2 cm dick) oder Haselnuß
  •  20 Hohlblockziegel
  • eine Schamottplatte oder Flußkiesel

Tip: Statt einer teuren Schamottplatte können auch Bruchstücke verwendet werden, die wir in einen Lehmestrich verlegen. Als Ersatz eignen sich außerdem Flußkiesel.

Arbeitsschritte für einen Kuppelofen

1. Schritt:
Falls der Lehm oder die Tonerde trocken und grobklumpig sind, zerkleinern wir das Material  mit Hilfe von steinernden Faustkeilen oder einem Hammer. Bei größeren Materialmengen sollte zum Aufbereiten des Stroh-Lehmgemischs zunächst eine Stampfgrube ausgehoben werden, ansonsten hat sich eine starke Plastikplane bewährt.

2. Schritt:
Der Lehm wird mit dem gehäckselten oder in kleine Stücke gerissenen Stroh unter Beigabe von viel Wasser gestampft. Hierbei ist darauf zu achten, dass sich das Gemisch gut miteinander verbindet. Da dieser Arbeitsschritt sehr kraftaufwendig ist, arbeiten wir mit Gummistiefeln oder nackten Füßen. So entwickelt sich der erste intensive Kontakt zum Material.
Um weite Wege zu vermeiden, sind diese vorbereitenden Arbeiten in der Nähe des Ofens auszuführen.

3. Schritt
Der Ofen wird auf ebener Erde gebaut. Als Bodenplatte dienen Bruchstücke von Schamottplatten, die wir in einen glatten Lehmestrich verlegen. Die Hohlziegel werden in mindestens zwei Lagen übereinander aufgebaut und mit Lehm-Strohgemisch verfugt. Bei der obersten Schicht ist darauf zu achten, dass die Öffnungen der Hohlziegel nach oben zeigen. Die Weidenruten werden in die Öffnungen der Steine gesteckt und vorsichtig zu einer Kuppel gebogen, zum Binden eignet sich Blumendraht.
Tip: Die Stecken für den Kuppelbau dürfen nicht zu dünn sein, da sie einiges an Material zu tragen haben.

4. Schritt:
Wir formen das Lehm-Stroh-Gemisch zu handtellergroßen Fladen und ummanteln hiermit das Rutengeflecht innen und außen. Die Wandstärke sollte insgesamt 5-10 cm betragen. Aus statischen Gründen ist darauf zu achten, dass die Konstruktion im unteren Bereich die maximale Wandstärke erreicht und sich nach oben verjüngt.
Das Rutengeflecht wird komplett mit dem Lehm ummantelt.

5. Schritt:
Im inneren der Brennkammer sollte der Lehm glatt verstrichen werden. Die Öffnung für den Kamin ist freizuhalten. Wir müssen unbedingt darauf achten, dass der Kamin nicht am Scheitelpunkt der Kuppel eingesetzt wird, da heiße Luft immer nach oben drängt und unseren Ofen zu schnell verlassen würde. Der Durchmesser des Kamins beträgt 20 cm und verjüngt sich nach oben. Zur Stabilisierung bauen wir hier auch einige Ruten ein.

6.Schritt:
Wir können den nassen Ofen sofort nach seiner Fertigstellung befeuern. Wenn das Feuer nicht gut zieht, muß der Kamin entsprechend verlängert werden; schlagen die Flammen aus dem Schürloch, hilft ein kleiner Vorbau. Die Phase des Trockenheizens ist behutsam über mehere Tage zu betreiben. Die Brenntemperatur wird allmählich gesteigert, bis die Innenfläche des Ofens verziegelt (an der rötliche Farbe erkennbar). Auftretende Risse fugen wir sofort mit Lehm aus.

 

Wie lange hält ein Ofen?

Die Haltbarkeit eines Ofens hängt wesentlich von seiner Pflege ab. Stehendes Regenwasser und Frost schaden dem Ofen. Vor allem in der Trockenphase sollten die Temperaturen allmählich gesteigert werden, um ein langsames Entweichen der Feuchtigkeit zu ermöglichen. Wird der Lehmofen längere Zeit nicht befeuert, sollte er zunächst trockengeheizt werden. Ist der Lehmofen ungeschützt den Witterungseinflüssen ausgesetzt, wird er allmählich ausgewaschen und fällt schließlich in sich zusammen. Das ungebrannte Material können wir als Baustoff erneut verwenden.
Quelle: Udo Lange / Thomas Stadelmann, Spielplatz ist überall, Verlag Herder, Freiburg, 3. Auflage 1998

Wasser erleben             

Wasser ist eine der faszinierendsten und vielfältigsten Erscheinungen der Natur. Es ist Lebensgrundlage und Urgewalt. Als Spielelement ist Wasser unverzichtbar.
Kinder springen gerne ausgelassen im Regen und fallen in eine Pfütze oder nutzen Wasser als Spielmedium, um Erde zu formen, Lehm in Matsch zu verwandeln, ihn breiig zu treten, so daß er zwischen den Zehen hervorquillt.
Wasser kann mithelfen, Räume zum Leben zu erwecken, Außenräume im Spiel zu verändern und die Grenzen der formbaren Natur über das Spiel mit dem Wasser zu begreifen.
Das Spiel mit Wasser, das Matschen mit Lehm: das alles sind elementare Erfahrungen für die Entwicklung eines Kindes.
Wollen wir diese unseren Kindern vorenthalten?

Quelle: Ministerium für Umwelt und Forsten, Rheinland-Pfalz, “Wasser und Natur erleben”

Gedicht vom Spinatesser

Bevor Olaf Grunnholm
die Brücke über den
hellgrünen, reißenden Fluß Tra-Um
vollenden kann,
wird er verschleppt.
Als er nach langer Zeit
zu seiner Arbeit zurückkehren darf,
hat er das Geheimnis vergessen;
die Brücke
wird nie mehr zu Ende gebaut.
Olaf ist drei Jahre alt.
Man hat ihn
von seinen Bausteinen
zum Spinatessen geholt.
Es stehen viele halbfertige Brücken
am hellgrünen, reißenden Fluß Tra-Um.

J. Reding